Geschichte
der Apherese und INUSpherese®

Vom einfachen Aderlass bis zur differenzierten medizinischen Technik

Die Apherese hat eine beeindruckende Entwicklung durchgemacht, vom einfachen Aderlass bis hin zur differenzierten medizinischen Technik. Ihr Durchbruch kam im 20. Jahrhundert durch maschinelle Verfahren, die gezielt Blutbestandteile entfernen konnten.

Die Plasmapherese, bei der das Plasma aus dem Blut extrahiert wird, ist besonders wertvoll in der Behandlung von Autoimmunerkrankungen und anderen Zuständen, indem schädliche Substanzen aus dem Blutplasma entfernt werden.

Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Apherese-Techniken, angetrieben durch Fortschritte in der Medizintechnik und tiefgreifendes Wissen über die Funktionen des Blutes, zeigt das noch unerschlossene Potenzial dieser Technologien. Sie repräsentieren ein mächtiges Werkzeug für Mediziner, das die Behandlung vieler Krankheiten revolutionieren kann.

Die Geschichte der Apherese ist daher nicht nur ein Rückblick auf unsere medizinische Vergangenheit, sondern bietet auch einen spannenden Ausblick auf die medizinische Zukunft. Mit voranschreitender Technologie und zunehmendem Wissen über den menschlichen Körper können wir weiteren Innovationen in diesem Bereich entgegensehen.

Frühe Geschichte

Die frühe Geschichte der Apherese ist geprägt durch wichtige medizinische Fortschritte, die im Mittelalter und der Renaissance erzielt wurden. Schlüsselrollen spielten dabei die islamische Medizin und herausragende Persönlichkeiten wie Avicenna (980-1037) und Averroes (1126-1198), die das Verständnis und die Anwendung von Aderlass förderten.

In Europa setzten medizinische Gelehrte wie der französische Chirurg Ambroise Paré (1510-1590) die Entwicklung fort. Paré trug wesentlich zur Optimierung der Aderlass-Methoden und chirurgischen Instrumente bei, um die Sicherheit und Wirksamkeit der Behandlungen zu erhöhen.

Die Renaissance brachte ein intensives Studium der menschlichen Anatomie und des Blutkreislaufs, angetrieben durch Gelehrte wie Leonardo da Vinci (1452-1519). Diese Untersuchungen lieferten wichtige Einblicke in die Aderlass-Therapie und erweiterten die Einsatzmöglichkeiten der Apherese.

Die moderne Apherese

Die Apherese, eine fortschrittliche medizinische Technik, ist seit der Entdeckung des Blutkreislaufs durch William Harvey (1578-1657) kontinuierlich weiterentwickelt worden. Technologische Fortschritte, darunter die Einführung von Zentrifugen und Membranfiltration im 20. Jahrhundert, haben die Apherese revolutioniert.

Heute spielt die Apherese eine entscheidende Rolle in diversen medizinischen Fachbereichen. Sie findet Anwendung in der Behandlung von Autoimmunerkrankungen, Transplantationsmedizin, Onkologie und Stoffwechselerkrankungen, dank ihrer gesteigerten Effizienz und Sicherheit.

Aus ihren antiken und mittelalterlichen Wurzeln heraus hat sich die Apherese zu einer essenziellen Technik in Diagnose und Therapie vieler Krankheiten entwickelt. Mit fortlaufender Forschung und Technologieverbesserungen wird die Apherese-Therapie weiter an die Patientenbedürfnisse angepasst und zukünftig noch weitere Bereiche der Medizin transformieren.

20. Jahrhundert

Die Apherese hat im 20. Jahrhundert eine umfangreiche Entwicklung durchlaufen. 1914 prägten Abel, Rowntree und Turner den Begriff "Plasmapherese" und führten den ersten Plasmaentzug bei Hunden durch, was den Weg für Nephrologen ebnete, sich auch um Plasmareinigungsverfahren zu kümmern.

Menschliche Anwendungen wurden 1926 von Gilbert, Tzanck und Negroni eingeführt. Tui, Bartter, Wright und Holt zeigten 1944, dass Menschen mehrmals wöchentlich Plasma spenden können, ohne Blutzusammensetzungsstörungen zu riskieren. Damit legten sie den Grundstein für Blutspendedienste und Plasmaproduktgewinnung für schwer kranke Patienten.

Die Apherese hat sich seit ihrem ersten therapeutischen Einsatz in den 1950er Jahren in diverse medizinische Felder ausgebreitet. Grifols-Lucas führte 1950 routinemässig die Zentrifugenplasmapherese für therapeutische Zwecke in Lissabon ein.

Im Jahr 1952 gelang es Adams und seinem Team, das Leben eines Patienten mit multiplem Myelom durch Plasmapherese zu retten.

Weiterentwicklung und Verbreitung (1960 - 1980)

Seit der Einführung der Apherese-Technologien in den 1960er Jahren sind deutliche Fortschritte zu verzeichnen. Innovationen in diesem Bereich ermöglichten effizientere und sanftere Anwendungen, verbesserten die Patientenbehandlung massgeblich.

Pionierarbeiten von Greenwaldt und Speiser (1967) ebneten den Weg für den Einsatz von Apherese-Techniken in Immunologie und Organtransplantation. In den 1970er Jahren verstärkte sich dieser Trend durch die Implementierung von Zentrifugenseparation und Membranplasmaseparation. Letztere Technologie gewährleistete eine umfassendere Trennung von Blutzellen und Plasma und steigerte die Effizienz dank grösserer Blutflüsse.

Die 1980er Jahre kennzeichneten eine fortwährende Weiterentwicklung der Apherese-Technologien, mit immer effizienteren und sanfteren Verfahren. Insbesondere die Membranplasmaseparation führte zu signifikant geringeren Zellschäden bei Thrombozyten im Vergleich zur Zentrifugentechnik.

Spezialisierung und Innovationen (1980 - 2000)

Die Evolution zwischen 1980 und 2000 brachte neue Verfahren zur gezielten Entfernung von Pathomolekülen aus dem Blutplasma hervor. Die Entwicklungen in dieser Zeit verbesserten unser Verständnis von Autoimmunkrankheiten und metabolischen Störungen.

Die Doppelmembranfiltrationsapherese DFPP (MDF) wurde 1980 von Agishi eingeführt. Terman setzte als Erster die Immunadsorptionsapherese bei Lupusnephritis ein. Nilson und Kollegen beschrieben den Einsatz von ProteinA-Adsorption zur selektiven Antikörperentfernung bei Hämophiliepatienten.
1983 teilte Borberg seine Erfahrungen mit Anti-LDL-Sepharose-Säulen zur Reduzierung von LDL-Cholesterin bei familiärer Hypercholesterinämie und vorzeitiger Arteriosklerose. 1989 führte Pokrowsky Anti-Lp(a)-Sepharose-Säulen ein, um eine seltene Form der familiären Lp(a)-Hypercholesterinämie zu behandeln.

Mitte der 1990er berichteten Straube, Kingreen, Schmitz und andere über den Einsatz von Zentrifugenapherese bzw. Single-needle Membranapherese bei kritisch kranken Patienten. Sie stellten auch ein Behandlungsschema für therapeutische Plasmapherese bei schweren Hauterkrankungen vor.
Die späten 90er und das Jahr 2000 brachten die Entwicklung aviner Antikörper und Peptidliganden (Kunze, Rönspeck) sowie die patientenspezifische Immunadsorption (PSIA, Heinrich et al.), wodurch die Apherese noch personalisierter und effektiver wurde.

Neuste Entwicklungen und Anwendungen (21. Jh.)

Im 21. Jahrhundert hat die therapeutische Apherese bedeutende Fortschritte erzielt, wobei die Pionierarbeit von Straube mit Chemopherese im Jahr 2004 einen Meilenstein setzte.

Insbesondere die kontinuierliche Perfektionierung der Apherese-Technologie im INUS Medical Center in Cham, im Bayerischen Wald durch Straube und Donate hat massgeblich zur Akzeptanz und Validierung dieser Methode beigetragen.

Die Anerkennung von Plasmapherese und Immunadsorptionsapherese durch die Deutsche Gesellschaft für Neurologie im Jahr 2008 ebnete den Weg für deren Standardisierung in der Medizin. Über 7.500 Publikationen über drei Jahrzehnte hinweg unterstreichen die globalen Bemühungen, Apherese und ihre Anwendungen zu erforschen und zu verbessern, wobei die Beiträge aus Japan und den ehemaligen Ostblockstaaten besonders bemerkenswert sind.

Die Apherese hat die Behandlung verschiedener Autoimmunerkrankungen und Stoffwechselstörungen entscheidend verbessert. Die Fortschritte der Apherese-Technologie zeigen den stetigen Entwicklungsprozess von medizinischen Verfahren und Technologien im 21. Jahrhundert.